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Am 6. August 2023 jährt sich die „Schlacht am Lohner Bruch“ bei Stadtlohn zum 400. Mal. Dieses Ereignis des Dreißigjährigen Krieges hat einen wichtigen Anteil an der konfessionellen Festigung Nordwestdeutschlands und war damit für die weitere Entwicklung unserer Region sehr bedeutsam.

Am 6. August 1623 prallten bei Stadtlohn die Truppen der katholischen Liga und Graf Tilly und das protestantische Heer des Herzogs Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel aufeinander. Die Schlacht war das Ende einer längeren Verfolgungsjagd: Der Dreißigjährige Krieg als ein Ineinanderwirken gesamteuropäischer und innerdeutscher politischer und religiös-konfessioneller Konflikte entflammte an der Frage um die böhmische Königswürde zwischen den protestantischen Fürsten und dem katholischen Kaiser. In diesem Böhmisch-Pfälzischen Krieg wurde Stadtlohn zufällig zum Schauplatz einer Entscheidungsschlacht. Nachdem der protestantische Fürst Christian von Braunschweig im Namen des Thronanwärters Friedrich von der Pfalz zunächst zahlreiche Siege verzeichnen konnte, sah er sich angesichts der Bedrohung durch die Armee der Katholischen Liga gezwungen, sich mit seiner Kriegsbeute in Richtung der Niederlande zurückzuziehen, wo sich Friedrich von der Pfalz bereits im Exil aufhielt. Nur 15 Kilometer von der rettenden Grenze entfernt holte ihn das katholisch-kaiserliche Heer Graf Tillys ein und schlug ihn vernichtend. Nicht nur mehr als 6000 Soldaten sollen am 23. August 1623 ihr Leben gelassen haben, auch ein Großteil der Kriegsbeute Christians sowie die militärische Kontrolle über die gesamte Region fielen in die Hände Tillys. Dies hatte nicht nur zur Folge, dass Friedrich von der Pfalz und damit die protestantischen Fürsten ihre Ansprüche auf den böhmischen Thron nicht weiterverfolgen konnten, sondern auch, dass das Münsterland und angrenzende Regionen im Gegensatz zu einem Großteil des restlichen norddeutschen Raumes katholisch geblieben sind: Zum einen ermöglichte die militärische Lage nun den Beginn der Gegenreformation, zum anderen wurden durch den Westfälischen Friedensschluss 1624 als sogenanntes „Normaljahr“ für die konfessionellen Verhältnisse festgesetzt.

Der Kreis Borken nimmt sich diesen Jahrestag zum Anlass, um 2023 einen Themenschwerpunkt rund um den Dreißigjährigen Krieg und die kulturhistorischen Umwälzungen des 16. und 17. Jahrhunderts zu setzen. Zahlreiche Institutionen, Organisationen und Vereine beteiligen sich mit Ausstellungen, Veranstaltungen und anderen Aktionen – ein besonderer Fokus liegt hierbei natürlich auf dem vielfältigen Angebot der Stadt Stadtlohn und ihrer ehrenamtlichen Akteur:innen, aber auch dem Kulturzentrum kult Westmünsterland des Kreises, dem Glockenmuseum Gescher und vielen weiteren.

So entsteht ein Themenverbund aus unterschiedlichen Aktivitäten und Aktionen quer durch den Kreis, der zur Erinnerung an die historischen Ereignisse einlädt, zugleich aber auch einen Blick in die Gegenwart wirft: Europa ist erneut von Krieg und Unsicherheit bedroht wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Gerade vor solchen aktuellen Ereignissen lohnt der Blick auf historische Parallelen und Unterschiede. Der Dreißigjährige Krieg sollte nach 1623 noch 25 Jahre fortdauern, bevor er 1648 mit dem Westfälischen Frieden beendet werden konnte. Dieser Friedensschluss, dessen 375-jähriges Jubiläum 2023 ebenfalls gefeiert wird, gilt heute als erste gesamteuropäische Friedenskonferenz überhaupt und war richtungsweisend für die Diplomatie der kommenden Jahrhunderte.